So verdienst du als Texter*in einen Haufen Kohle.
Ganz ehrlich? Eine Zeit lang hatte ich keine Ahnung! Rückblickend würde ich sagen: Ich wurstelte mich irgendwie durch und versuchte meinen eigenen Weg zu finden. Und auch heute habe ich keine “how-to-make-money-Anleitung“ parat. Eins aber ist mir im Laufe meiner Selbständigkeit bewusst geworden: Wenn ich mich selbst unter meinem Wert verkaufe, gebe ich anderen Leuten automatisch das Recht dazu, es ebenfalls zu tun!
Wie viel verdient eine freie Texterin?
Google antwortet: „Das durchschnittliche Honorar eines professionellen Texters liegt bei 90 Euro die Stunde.“ „Nicht schlecht, Herr Specht!“, murmelte ich leise vor mich hin. Ich saß vor meinem Laptop, die Augen vor Unglauben weit aufgerissen. Wenn das wirklich stimmte, blieb nur noch die Frage zu klären: Wo als Texterin siedelte ich mich an? Reichten meine Erfahrung und mein Können aus, um einen Stundensatz von 90 Euro zu verlangen? War meine Arbeit überhaupt so viel wert? Ich brachte zwar eine gewisse Erfahrung aus Agenturzeiten mit, doch unter den freien Texter*innen war ich ein absoluter Neuling. Je länger ich darüber nachdachte, umso kleiner wurde die Zahl vor meinen Augen. Aus der 90 wurde eine 30. Aus “nicht schlecht, Herr Specht!“ wurde ein “vielleicht, irgendwann einmal…“.
Nenn mir eine Zahl und ich zahl.
Mir war natürlich klar: Ein Stundensatz von 30 Euro ist langfristig gesehen nicht rentabel. Bei einem durchschnittlichen Monatsgehalt von rund 1500 Euro, bleibt am Ende nicht mehr viel übrig. Denn die Liste der Kosten, welche als Selbständiger gedeckt werden müssen, ist lang: Neben Steuern und Versicherung kommen auch Rücklagen für Urlaub- und Krankheitsausfälle sowie Lebensunterhaltungskosten und ein finanzielles Polster für schlechte Zeiten hinzu. Geld, das als Selbständiger erst einmal erwirtschaftet werden muss.
Auch im Internet wird das Thema “Wie berechne ich als Texter*in meinen Stundensatz?“ in zahlreichen Blogs diskutiert. Dabei lässt sich eins durchweg beobachten: Obwohl sich die Mehrheit im Klaren darüber ist, dass die Arbeit als Texter*in fair entlohnt werden sollte, starteten die meisten ebenfalls mit 30 Euro pro Stunde. Das zeigte mir: Ich war mit meinem Problem nicht allein. Denn gerade am Anfang fehlt es an Selbstvertrauen und unternehmerischen Denkvermögen. Die Eigenwahrnehmung ist verzerrt, wodurch es unglaublich schwierig ist, den Wert der eigenen Arbeit richtig einzuschätzen. Ein hoher Stundensatz wird mit Selbstüberschätzung gleichgestellt und der Druck, einen perfekten Text abliefern zu müssen, steigt.
Genau hier liegt der Denkfehler! Je niedriger der Stundensatz, desto geringer der Wert, den ich meiner Arbeit selbst beimesse. Mit der Folge stets die falschen Kunden anzusprechen. Und zwar solche, die um jeden Cent feilschen. Das Gegenteil von dem, was ich eigentlich erreichen möchte. Denn insgeheim wünscht sich jeder diesen einen Traumkunden, der sich in einem Satz zusammenfassen lässt: „Nenn mir eine Zahl und ich zahl.“ Letzen Endes liegt es an mir, wie meine Arbeit von anderen Leuten wahrgenommen wird. So steht ein hoher Stundensatz in der Regel für gute Qualität. Die Wenigsten interessiert es, wie meine Preisgestaltung zustande kommt. Solange die Qualität stimmt, spielt alles andere eine eher untergeordnete Rolle.
„Und irgendwann hatte ich es einfach satt!“
Am Anfang siegt die Unsicherheit. Etwas, wofür man sich keineswegs schämen muss. Klein anzufangen, bedeutet auch: Einen persönlichen Entwicklungsprozess zu durchlaufen. So kam ich irgendwann an den Punkt, an dem ich dachte: „Ich hab’s satt noch länger über meine Preise zu diskutieren wie auf einem Basar.“ Denn genauso fühlte es sich oftmals an. Viel wichtiger aber war: In drei Jahren als freie Texterin stimmte mein Preis mit der Qualität meiner Arbeit nicht mehr überein. Ich hatte an Erfahrung gewonnen, mich weitergebildet und mein Know-how auf ein neues Level gehoben. Folglich war es an der Zeit ein paar fundamentale Änderungen vorzunehmen.
Der erste Schritt lautete: Die berühmte Nische finden, von der so viele Unternehmer*innen sprechen. Für mich eine der schwierigsten Hürden neben der Kundenakquise. Auch wenn es ziemlich simpel klingt, setzte es mich enorm unter Druck. Denn: Ich gehörte nicht zu den Texter*innen, die sich ausschließlich auf eine Branche, wie Ernährung, Immobilien, Mode etc. spezialisiert hat. Gerade die Vielfältigkeit ist es, die mir bei meiner Arbeit Freude bereitet. Mich in neue Themengebiete einzuarbeiten, über den Tellerrand zu schauen und mit den Kund*innen in einem engen Austausch zu stehen. Wie also konnte ich meine Nische finden, ohne ALLES anzubieten? Die Antwort hierzu fand ich schließlich bei der Texterin / Business Coach Lilli Koisser (ja, um sie kommt man einfach nicht drum herum :)). Auch Lilli hatte sich als Texterin irgendwann auf einen Bereich spezialisiert: Content-Marketing. Schon während meiner Zeit in der Werbeagentur bestand meine Aufgabe darin, relevante Inhalte (SEO konform) zu erstellen, um die Sichtbarkeit unserer Kunden im Web zu erhöhen. Erfahrungswerte, die mir in meiner Selbständigkeit zugutekamen. Also definierte ich meine Schwerpunkte neu und überlegte, welche Art von Texten ich wirklich gerne schrieb und in welchem Bereich ich meinen Kunden einen echten Mehrwert bieten konnte.
All die Dinge, die ich überwiegend um des Geldes willen gemacht hatte (z. B. Newsletter, Flyer, Broschüren, Werbebriefe verfassen), strich ich aus meinem Angebot heraus. Meinen Fokus legte ich nun auf Website-Texte, Blogartikel und Transkriptionen. Im Anschluss erstellte ich eine neue Preisliste. Statt wie bisher einen Stundensatz heranzuziehen, gliederte ich mein Angebot in drei Paketpreise auf. Mit dem Ziel, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. Für den Kunden sind die Kosten auf einen Blick ersichtlich und ich muss mich nicht länger für jede zusätzliche Stunde rechtfertigen. Im Nachhinein kann ich sagen: „Es erfordert Mut und gleichzeitig ist es wahnsinnig erleichternd!“ Noch immer gibt es die Pfennigfuchser, von denen ich nie wieder höre, sobald sie meine Preisliste gesehen haben. Doch überwiegt die Zahl der wertschätzenden Kunden, die mein Angebot, ohne mit der Wimper zu zucken, annehmen.
Der Preis ist das eine, Marketing das andere.
Wer nun denkt: „Einfach mal den Preis erhöhen, dann läuft das Ganze schon irgendwie“, wird schnell enttäuscht. Zwar stellt die Preiserhöhung eine wirkungsvolle Methode dar, um die Spreu vom Weizen zu trennen – nicht aber für die Kundenakquise. Mal eben den Stundensatz hochschrauben, beschert noch lange keine Kunden. Das A und O für Selbständige. Und wie findet man Kunden? Mithilfe von Online-Marketing. Dazu gehört: Eine eigene Website, Suchmaschinenoptimierung (SEO), Bloggen und Social Media. Gerade das Thema Bloggen ist als Texter*in fast schon unerlässlich. Schließlich gilt es potenzielle Kunden von seinem Können zu überzeugen und das funktioniert nun mal am besten über das Schreiben. Hierbei stellt sich natürlich die Frage: „Worüber schreibe ich und welches Ziel verfolge ich damit?“ Möchte ich keinen großen Aufwand betreiben und meine Website vor allem SEO-technisch puschen, reichen oftmals schon eine Handvoll Blogartikel aus. Oder aber ich schreibe über ein Thema, welches mir selbst am Herzen liegt und das ausreichend Futter bietet, um langfristig Content zu liefern.
In diesem Punkt habe ich oft mit mir gehadert. Denn sowohl die Frage nach dem Was als auch nach dem Ziel beschäftigten mich lange Zeit. Natürlich liegt es als Texterin nahe über Themen wie SEO, Rechtschreibung, Kundengewinnung & Co zu schreiben. Doch wollte ich mich nicht ausschließlich darauf beschränken. Letzten Endes kam ich zu dem Entschluss, mich nicht selbst unter Druck zu setzen und den Dingen im Leben Zeit zu geben. Genau das ist meiner Meinung nach die wichtigste und zugleich schwierigste Erkenntnis. Während die einen sofort voller Tatendrang in die Tasten hauen, benötigen die anderen mehr Zeit. Etwas, das wir Menschen heutzutage nicht mehr haben… oder haben wollen. Und aus diesem Grund bleibt auch mir nichts anderes übrig, als weiterzumachen, gute und schlechte Erfahrungen zu sammeln, schlaue Weisheiten zu teilen und meinem Ziel – von den Einnahmen als freie Texterin gut leben zu können – langsam näherzukommen. Ob das der Schlüssel zum Erfolg ist? Die Zeit wird es zeigen und das Konto auch.